Frankreich-Mobil-Erleben

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Aigues-Mortes
von einer Stadtmauer komplett eingeschlossen


Wir verlassen Saintes-Maries-de-la-Mer und folgen der schmalen Landstrasse durch die weiten Ebenen der Camargue nach Westen in Richtung Aigues-Mortes. Von den rosa Flamingos haben wir uns am Stellplatz schon verabschiedet, die unzähligen Stechmücken werden wir jedoch nicht vermissen. Auf der Fahrt genießen wir nochmals den Blick auf die weissen Camargue-Pferde, die mit ihrem traurig wirkenden Blick regungslos auf der Weide stehen. Nur 1km später können wir Gardians, wie die Cowboys hier genannt werden, beobachten, wie sie eine Herde der schwarzen wilden Camargue-Stiere auf den Salzwiesen zusammentreiben. Au-revoir Camargue, wir kommen wieder.

Es ist Oktober und wir wollen nun nach Aigues-Mortes zum Abrivado (Stiertreiben) und Course camarguaise (Stierkampf), einem jährlich stattfindenden Spektakel und Fest. Aigues-Mortes (wörtlich: Totes Meer) liegt im Departement Gard und grenzt im Osten an die Camargue. Wir entscheiden uns für den Wohnmobil-Stellplatz gegenüber der Stadtmauer am „Canal du Rhône et Séte“. Es ist ein einfacher Platz mit V+E, aber man hat einen wunderbaren Blick auf die Stadt und ist in 800m zu Fuß im Zentrum.

Es ist später Vormittag. Die Sonne gibt schon so viel Wärme ab, dass wir im Shirt unsere Stadtbesichtigung beginnen können. Wir sind nicht zum ersten Mal hier und die Stadt begeistert uns immer wieder. Es geht über die Brücke zum Stadttor Tour de Constance. Unmittelbar hinter der Stadtmauer reihen sich Souvenirgeschäfte und Restaurants aneinander. Direkt hinter der Stadtmauer erweckt eine Biscuiterie unsere Aufmerksamkeit. In dem schmucken und stilvoll eingerichteten Laden gibt es an Gebäck für jeden Geschmack etwas. Wir schlendern weiter, durch die engen Gassen der Altstadt zum großen Place Saint Louis, dem Zentrum. In einem der kleinen Lokale lassen wir uns nieder. Die Menuauswahl u.a. mit Stierfleisch kommt unserem Geschmack entgegen und so genießen wir unsere köstliche Mahlzeit unter einem schattigen Baum.

Weiter geht es zum Turm Constance, einem ehemaligen Hugenottengefängnis. Nach Zahlung unseres Obolus beginnen wir mit dem Rundgang auf der komplett erhaltenen und über 1,5km langen Stadtmauer. Ein wunderbarer Blick auf die fast autofreie Altstadt (nur Anwohnerverkehr), ihre Häuser mit kleinen Gärten, die engen Schluchten der Gassen und über die glitzernden Salzberge am Horizont eröffnet sich uns. Dieser kleine Rundgang ist wirklich faszinierend. In der Stadt regt schon heftiges Treiben. Für das Stiertreiben am morgigen Tag, werden schon Absperrgitter und Warnschilder „Attention! Attention! Taureau!“ aufgestellt.  Ein Café und ein Eis zu Abschluss ist obligatorisch, bevor wir zum Wohnmobil zurückschlendern.

Am nächsten Morgen geht es zurück in die 800 Jahre alte Stadt. Wir ergattern noch einen tollen Platz an der abgesperrten Strecke und warten bei typischer Flamenco-Live-Musik, wie die anderen auf die Stiere. Kurze Zeit später, mit der Warnung „„Attention! Attention! Taureau!“, begleitet von Fanfarenklängen erscheinen die Gardians auf ihren weißen Pferden und dazwischen der Stier, der durch die Stadt zum anderen Stadttor „Tour de Marine“ hinaus in die aufgebaute Arena getrieben wird. Mutige Burschen versuchen immer wieder, sich dem Stier in den Weg zustellen – ein Volkssport. Es herrscht Volksfeststimmung in und um Aigues-Mortes. Draußen vor der Stadtmauer sind fast alle Ränge und Logen der provisorischen Arena schon besetzt. Zwei Tage wird dieses Spektakel dauern. Der Stier in der Arena trägt ein Band an den Hörnern und Mutige versuchen nun unter den Zurufen der Zuschauer und Freunde das begehrte Stück zu ergattern. Immer wieder werden die Stiere, denen kein Schaden zugefügt wird, ausgetauscht und auf die Weide zurückgebracht. Der Held bei diesem „Spiel“ ist schließlich der Stier.

Aigues-Mortes, mit den riesigen Salinen vor den Toren und ca. 6km vom Meer entfernt ist auch im Oktober eine Reise wert. Das Wetter ist um diese Zeit noch fast sommerlich und die überall stattfindenden Veranstaltungen tragen zur Abwechslung ohne große Touristenströme bei.

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